Allgemeines Booster-Chaos – mit welchem Impfstoff soll ich mich denn jetzt impfen lassen?
Versuch einer objektivierten Darstellung, soweit dies anhand der aktuellen Datenlage möglich ist.
Viele Patienten sind jetzt völlig verunsichert, welchen Impfstoff sie denn wann impfen lassen sollen und wieso kommt es, dass mir jetzt, obwohl ich zweimal mit BioNTech geimpft wurde, plötzlich Moderna empfohlen wird. Also die konkrete Frage, warum kann ich Moderna-Impfstoff erhalten, wo ich doch zweimal mit BioNTech geimpft wurde. Das mehr Moderna-Impfstoff aktuell durch das Bundesgesundheitsministerium zur Verfügung gestellt wird, hat einen einfachen Grund. Man hat mehr Moderna-Impfstoff gelagert als BioNTech. Gleichsam ist die Nachfrage nach BioNTech sprunghaft gestiegen, sodass hierdurch die Lagerbestände sehr schnell aufgebraucht wurden. Daher kann für die Patienten nun Moderna statt wie angekündigt BioNTech/Pfizer zur Verfügung stehen, was natürlich zur völligen Verunsicherung führt.
Ich möchte vorsichtig formulieren, dass es geringe Hinweise darauf gibt, dass dies sogar von Vorteil sein kann, da einige sehr kleine Studien darauf hindeuten, dass die Auffrischung mit Moderna sogar den Impfschutz für den Patienten deutlich erhöht. Die Impfstoffe von Moderna und BioNTech sind sehr gut vergleichbar und hochwirksam. Die vollständige Impfung schützt die Patienten in den allermeisten Fällen vor einem schweren Verlauf von COVID 19. Eine der Studien mit rund 460 Teilnehmern (was sehr wenig ist) hat die Auffrischung mit den verschiedenen Impfstoffen untersucht. Es wurde die Reaktion des Immunsystems anhand der Antikörperlevel gemessen. Hierbei zeigte sich, dass die Schutzwirkung größer ist, wenn der jeweils andere mRNA-Impfstoff zur Auffrischung benutzt wird. Also: Wurde zuerst mit BioNTech/Pfizer geimpft, bildete der Körper mehr Antikörper, wenn die Auffrischung mit Moderna erfolgte. Fanden Erst- und Zweitimpfungen mit Moderna statt, fiel die Immunantwort besser aus, wenn mit BioNTech/Pfizer aufgefrischt wurde. Kritisch muss man aber anmerken, dass die Anzahl der untersuchten Patienten keine definitive Aussage erlauben, auch war die Antikörper-Antwort bis auf wenige Prozentpunkte gleich. Heißt aber im Umkehrschluss auch, dass es nicht wirklich schlechter ist, wenn sie sich nach zweifacher BioNTech-Impfung mit Moderna boostern lassen.
Es gibt jedoch Patienten, welche ausschließlich mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer aufgefrischt werden dürfen. Dazu zählen Personen unter 30 Jahren, Schwangere, die Zweitimpfungen, wenn die Erstimpfung mit BioNTech erfolgt ist und Personen, die zuerst AstraZeneca und als zweite Dosis BioNTech/Pfizer erhalten haben. Patienten, die zuerst AstraZeneca und dann Moderna erhalten haben, sollten auf jeden Fall die Booster-Impfung mit Moderna machen lassen. Für ganz spezifische Fragestellungen und komplexe Kombinationen, muss dann tatsächlich ein Beratungsgespräch in der Arztpraxis erfolgen.
Ich hoffe Ihnen hiermit etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben. Es bleibt aber dennoch die grundsätzliche Entscheidung jedes einzelnen Patienten, mit welchem Impfstoff er sich impfen lassen will. Gleichwohl muss jeder wissen, dass der BioNTech-Impfstoff aktuell hinsichtlich des Bedarfes nicht lieferbar ist und ein Satz wie ich möchte unbedingt mit BioNTech geimpft werden und gleichsam keine Wartezeit hinnehmen, die auch Wochen und Monate dauern kann, entspricht aktuell nicht der gesellschaftlichen Realität.
Ich hoffe Ihnen jetzt geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen